Beiträge

Sommerinterview 2024 mit dem Extra-Tipp

Die politische Sommerpause ist auch in Willich vorbei. Dabei kann man von „Pause“ nicht wirklich sprechen, sagten Guido Görtz MdL und CDU-Fraktionsvorsitzender Paul Schrömbges.

Herr Schrömbges, Sie sagen die Sommerpause war anstrengend. Wie meinen Sie das?

Schrömbges: Tatsächlich hatten wir nicht wirklich eine politische Sommerpause. Im Hintergrund haben Gespräche rund um die Themen Willicher Haushalt, Stadtwerke und Sicherheit stattgefunden.

Der Willicher Haushalt ist immer noch ein Thema. Hat denn die eingerichtete Strukturkommission keine neuen Lösungsansätze gefunden?

Schrömbges: In gewisser Weise. Unser Plan war und ist, dass wir in 2025 genauso viel ausgeben können wie in 2024. Sprich 199 Millionen Euro. Der Kämmerer ist das leider anderer Ansicht.

Das klingt nicht nach einer gemeinsamen Lösung…

Schrömbges: Ist es auch nicht. Darum beschäftigt uns das Thema Haushalt immer wieder aufs Neue. Ein Dauerthema. Wir wissen nicht, wie der neue Haushalt aussehen wird. Sicher ist: Es kommen ganz neue Herausforderungen auf uns zu.

Görtz: Wir können uns außerordentliche Ausgaben eben nicht mehr leisten. Hier gilt es Maß und Mitte zu finden. Als Beispiel nehmen wir nur die Feuerwache in Willich oder die Vynhovenschule. Sie sind Vorzeigeobjekte – aber zukünftig können wir uns das nicht mehr leisten, sondern müssen uns auf sachliche Funktionalität beschränken.

Inwiefern spielt das Thema Stadtwerke eine Rolle?

Schrömbges: Nun die Stadtwerke stehen vor der Energiewende und somit auch vor neuen Herausforderungen. Es entstehen immer mehr private PV-Anlage, sprich weniger Energieabnehmer für die Stadtwerke, ergo weniger Einnahmen für die Stadt.

Görtz: Dabei dürfen wir nicht die beiden Windräder vergessen, die für 20 Millionen gebaut und beschlossen worden sind. Hier sind wir mit den Stadtwerken im Dialog. Es gilt Maß und Mitte zu finden. Im Nebel können wir eben nur kleine Schritte machen.

Gilt das für alle Bereiche in Willich?

Görtz: Im Grunde schon. Trotzdem gibt es einige Punkte, die wir schneller angehen müssen.

Zum Beispiel?

Görtz: Der Wohnungsbau ist so ein Thema. Es muss mehr gebaut werden. Flächen gibt es einige. Hier sind GSG und GWG gefragt. Das Moltkedorf war seinerzeit nur eine Übergangslösung. Jetzt, wo nicht mehr alle Kapazitäten ausgeschöpft werden, bietet es Platz, um neue Wohnungen zu bauen. Willich gehört zu den Modellkommunen des Landes NRW, was beispielsweise die Baulandmobilisierung betrifft.

Schrömbges: Vor allem brauchen wir Geschossbau. Wir haben in Willich 70 Prozent Einfamilienhäuser. Hier herrscht quasi ein Ungleichgewicht. Und wir haben die Flächen, um Wohnraum zu schaffen.

Kommen wir zum Thema Sicherheit. Nach Solingen reagieren die Menschen sensibler als je zuvor. Welche Rolle spielt das Thema in Willich?

Görtz: Solingen war schrecklich. Darum sind wir dafür, an neuralgischen Plätzen Kameras zu installieren, zum Beispiel wie hier in Willich am Markt – aber es gibt viele weitere andere Örtlichkeiten in Willich, wo das denkbar wäre.

Bei Kameras an öffentlichen Orten denke ich gleich – provokant gesagt – an China oder London. „Überwachungsstadt Willich“?

Görtz: Auf keinen Fall. Auch hier gilt wieder Maß und Mitte, der Weg zwischen Sicherheit und Freiheit. Wir müssen den Menschen das Angstgefühl nehmen. Schrömbges: Es ist ganz wichtig, dass Politik für die Menschen wieder transparent wird. Wenn wir Kameras installieren, dann müssen wir genau erklären, warum, wieso und weswegen. Darum ist auch eine Rückmeldung der Menschen an die Politik wichtig.

Wie meinen Sie das?

Schrömbges: Naja, ich denke da an eine Art Bürgerkompass. Wir müssen wissen: Was bewegt die Menschen? Welche Themen sind ihnen wichtig? Das müssen wir mehr im Austausch mit den Bürgern sein – auch mit Hinblick auf die Kommunalwahl in 2025 ist das natürlich wichtig.

Gibt es weitere Themen, die Sie für Willich wichtig halten?

Görtz: An Themen mangelt es nicht. Es geht um Priorisierung. So steht auch das Thema Mobilität und Ehrenamt bei uns ganz oben auf der Liste. Zum Beispiel der „Bus on Demand“, sprich Ausbau Bürgerbus und Schnittstelle ÖPNV. Welche Möglichkeiten gibt es da?

Schrömbges: Beim Thema Ehrenamt darf man nicht vergessen: Wir im Stadtrat sind keine Berufspolitiker. Wir machen das alles ehrenamtlich – so wie viele andere Menschen in Willich einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen. Wir brauchen nur in die Vereine schauen. Es ist erstaunlich, was da auf den Rücken der Ehrenamtler lastet und was sie umsetzen. Hier muss mehr fürs Ehrenamt und für die Ehrenamtler getan werden, mehr Anerkennung, mehr Respekt. Denn ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch mehr Ehrenamt brauchen werden.

Erschienen am 08.09.2024 im Extra-Tipp Willich. Das Interview führte Kellys Grammatikou.

Gut besuchte CDU-Bürgerrunde: Görtz empfiehlt individuelle Energieberatung

In den nächsten vier Jahren werden Stadt und Stadtwerke Willich eine kommunale Wärmeplanung erstellen und dabei prüfen, in welchen Gebieten Fernwärme genutzt werden kann. „Es besteht kein Grund, jetzt in Panik auszubrechen“, erklärte der Leiter Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken, Dimitrios Trentos, bei einer Bürgerrunde der CDU-Willich zum Thema „Heizen und Energie“ im Gründerzentrum in Willich. Während die Fernwärme-Nutzung in dünn besiedelten Außenbereichen unwirtschaftlich sei, böten neue oder junge Wohnquartiere wie Fontanestraße oder Schiefbahner Dreieck die Chance zur Umrüstung auch älterer Gebäude in der Nähe.

 

Als weiterer Referent bei der mit 60 Interessierten gut besuchten Bürgerrunde warnte auch Bezirksschornsteinfeger Mario Arlt vor überhasteten Entscheidungen wie dem Einbau neuer Gas- oder Ölheizungen. Immerhin bleibe die Reparatur defekter Gasheizungen weiterhin erlaubt, zudem sei in den nächsten Jahren mit einem Anstieg von Öl- und Gaspreisen zu rechnen. Arlt, der auch als Energieberater in Willich tätig ist, warb dafür, bestehende Gasheizungen durch Fachpersonal optimal einstellen zu lassen, um dauerhaft den Gasverbrauch zu senken.

 

Die Referenten konnten eine Reihe von Fragen zu PV-Anlagen, Wärmepumpen, Warmwasseraufbereitung oder Eignung von Heizkörpern beantworten. „Die Situation ist in jedem einzelnen Gebäude unterschiedlich. Wir empfehlen daher dringend, eine individuelle Beratung in Anspruch zu nehmen“, fasste CDU-Chef Görtz die Diskussion zusammen. Die Kosten einer Energieberatung werden zu 80 Prozent vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gefördert.

 

Von links: Dimitrios Trentos, Leiter Energiedienstleistungen der Stadtwerke Willich, CDU-Chef Guido Görtz MdL und Mario Arlt, Bezirksschornsteinfeger in Willich