Mit der neuen Bedarfsplanung sind hohe Erwartungen verbunden: Kleinräumiger und genauer sollen Lücken innerhalb der ambulanten ärztlichen Versorgung erkannt und behoben werden. Über 200 neue Hausarztsitze, also zusätzliche Standorte für Hausarztpraxen, hat die Umsetzung der neuen Bedarfsplanungs-Richtlinie in Nordrhein geschaffen – viele davon konnten bereits besetzt werden, wodurch sich die hausärztliche Versorgung teilweise deutlich verbessert hat.
Beispiel Willich: Noch Mitte des Jahres 2013 wies die Stadt mit 22,8 Hausärzten – die Stellen hinter dem Komma entstehen unter anderem durch die Berücksichtigung der Teilzeitbeschäftigung von in Praxen angestellten Ärzten – einen Versorgungsgrad von 76,7 Prozent aus. Das entsprach einer gerade noch ausreichenden Versorgung, die sich inzwischen jedoch deutlich verbessert hat. Zum 1. Januar dieses Jahres erhöhte sich die Zahl um weitere 4,5 Ärzte. „Die nun 27,3 Hausärzte entsprechen einem Versorgungsgrad von 90 Prozent. Die Entwicklung in Willich zeigt, dass die neue Bedarfsplanung ihren Zweck erfüllt – allerdings geht die Rechnung nur dann auf, wenn die zusätzlichen Sitze auch besetzt werden können. Das ist in der Stadt Willich offenbar der Fall“, sagt Dr. med. Peter Potthoff, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Weitere Hausärzte könnten künftig noch hinzukommen – das ist letztlich abhängig davon, wie attraktiv ein Standort dem Ärztenachwuchs erscheint. „Die Bedarfsplanung, die 1993 erstmals eingeführt und 2013 aktualisiert wurde, diente ursprünglich dazu, einen übermäßigen Anstieg der Arztzahlen zu verhindern. Heute geht es eher darum, die Niederlassung von Vertragsärzten besser steuern zu können. Sie regelt, wo sich Ärzte niederlassen können. Unter den Standorten, an denen dies möglich ist, herrscht durchaus ein Wettbewerb, bei dem auch die Anziehungskraft einer Kommune eine wichtige Rolle spielt. Das hat unser im vergangenen Herbst erschienener Versorgungsreport deutlich gezeigt“, sagt Potthoff.
Für den Willicher Bürgermeister Josef Heyes ist die Entwicklung außerordentlich positiv: „Wir waren erfreut zu erfahren, dass sich die Versorgung mit Hausärzten in so kurzer Zeit deutlich verbessert hat. Das ist ein Lichtblick nach der angekündigten Schließung des Katharinen-Hospitals und zeigt, dass Willich ein attraktiver Standort für Praxisniederlassungen ist.“ CDU-Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer, der sich zusammen mit Bürgermeister Heyes die Situation der ambulanten Versorgung in einem Gespräch bei der KV Nordrhein in Düsseldorf erläutern ließ, stellt fest: „Es ist wichtig zu wissen, wie viele Faktoren die Qualität der medizinischen Versorgung beeinflussen. Die neue Bedarfsplanung hat offenbar die richtigen Weichen gestellt, gleichwohl werden wir auch in Berlin an weiteren Stellschrauben drehen müssen, denn nicht alle Probleme können regional gelöst werden. Wir müssen uns vor allem fragen, wie wir mehr Medizinstudierende als bisher für die hausärztliche Tätigkeit gewinnen können.“